Die Natur zeigt sich heuer von besonders schöner Seite
Für mich zählen Naturbeobachtungen zu den schönsten Erlebnissen überhaupt. Wir haben heuer als Familie beschlossen, unseren Sommerurlaub auf Cres in Kroatien zu verbringen – trotz COVID-19. Diesen Sommer wurden wir Zeugen ganz besonders schöner Naturphänomene und hatten Gelegenheit, ganz unerwartet, viele Tiere aus nächster Nähe zu beobachten.
Delfine in der Bucht
Unmittelbar bevor die Fähre abgefahren ist, haben wir vor dem Bug des Schiffes einige Delfine bei ihren Sprüngen gesehen. Bei diesen Tieren habe ich immer das Gefühl, dass sie pure Lebensfreude zeigen und springen, weil es ihnen Spaß zu machen scheint. Bisher hatte ich noch nie das Glück Delfine in dieser Gegend zu sehen. Rund um die Insel Losinj sind sie häufiger zu beobachten, zumindest wenn man an für diesen Zweck bestimmte Bootstouren teilnimmt. Für uns jedenfalls war es eine wunderbare Einstimmung auf einen sportlichen, ruhigen, genussvollen Urlaub voller herrlicher Naturbeobachtungen.
Gänsegeier in den Lüften
Bei unseren kleinen Ausflügen zu entlegenen Stränden und kleinen, malerischen Dörfern hatten wir auch mehrmals Gelegenheit die dort heimischen Gänsegeier bei ihren Flügen zu beobachten. Am Fahrrad, beim Wandern und am Strand. Cres wurde lange von Schafzüchtern- und hütern bevölkert. Die meisten Tiere haben sich in sehr großen und teilweise unwegsamen Gegenden bewegt. Bei Krankheit oder Verletzung konnte den Tieren daher oft nicht geholfen werden. Die aasfressenden Geier waren daher ein sehr wichtiger Teil des dortigen Ökosystems, da sie dafür sorgten, dass Tierkadaver sofort gefressen wurden. Bis heute gibt es auf der Insel Schafe und viele Gänsegeier, die nach wie vor eine wichtige, reinigende Funktion im Ökosystem ausüben. Das Geiermuseum und die Geierzuchtstation in Beli bieten schöne Einblicke in das Leben der Geier auf Cres und ihren Migrationsrouten, die bis nach Nordeuropa und Afrika reichen.
An einem besonders stürmischen Tag haben wir eine kleine, einsame Bucht an der Ostseite der Insel besucht und in der Luft zwei Geier entdeckt, die dort ihre Kreise zogen. Meine Ferngläser hatte ich zum Glück dabei. In Eile, weil ich dachte, dass wir die Geier nur kurz sehen würden, hatte jeder die Gelegenheit die Tiere, die teilweise nur 20-30 m über uns geflogen sind, zu beobachten. Mit einer Spannweite von bis zu 2,8 Metern sind die Geier auch von weiter weg wirklich sehr gut zu sehen. Dieses Mal hatten wir aber das große Glück, dass wir die Geier 1,5 Stunden lang bei ihren Flügen beobachten konnten – sogar ein dritter gesellte sich noch dazu. Faszinierend ist, dass sie durch die Aufwinde äußerst selten mit den Flügeln schlagen und einfach ruhig und weit auf und ab segeln können.
Mühelose Aufmerksamkeit
In solchen Momenten der Beobachtung ist es, als würde die Zeit still stehen. Achtsam und aufmerksam die Bewegungen der Tiere verfolgen ohne Absicht, ohne Ziel, es zählt nur das Sein, das Beobachten im Moment. Unsere Sinne sind geschärft, eine leichte Spannung liegt in der Luft, weil ja nie klar ist, ob die Geier wieder über uns hinwegfliegen, nachdem sie sich aus dem Blickfeld der Bucht rausbewegt haben. Mein Blick geht immer wieder rauf zum Himmel bis die drei Tiere wieder sichtbar werden. Und ich falle wieder in meine achtsame, dankbare und stille Begeisterung für das Schauspiel, das ich beobachten darf.
Seegurken – ein Schauspiel der besonderen Art
Am letzten Tag vor der Abfahrt beschließen wir ein letztes Mal zum Schnorcheln ins Wasser zu gehen. Ich schwimme vor mich hin und bemerke zum ersten Mal in meinem Leben eine aufrecht stehende Sehgurke von ca. 40 cm. Ich musste mehrmals hinsehen, um zu glauben, was ich da sehe. Beim Weiterschwimmen habe ich noch viele Exemplare gesehen, die genau das gleiche Verhalten zeigten. Mir war klar, dass ich mit Sicherheit Zeugin eines besonderen Moments geworden bin, wusste aber noch nicht genau, was da vor sich geht. Als die ganze Familie wieder aus dem Wasser war, haben wir uns gegenseitig begeistert von unseren Beobachtungen erzählt. Die Kinder hatten gesehen, dass manche Tiere eine weiße, milchige Flüssigkeit ins Wasser abgaben. Nach kurzem Überlegen und einer Internetrecherche war klar, dass wir Zeugen von genau dem Moment wurden, indem die Tiere synchron innerhalb dieser Bucht Eizellen und Spermien ins Wasser abließen, um sich fortzupflanzen. Das passiert Bucht für Bucht während einer nur sehr kurzen Zeitspanne.
Ich war begeistert und sehr dankbar, dass ich so etwas Besonderes zu Gesicht bekam. Meiner Familie ging es ganz ähnlich. Die Natur fasziniert und das ist umso mehr der Fall, wenn wir uns mitten drinnen befinden, als Teil davon fühlen, uns einlassen auf alles, was da kommt, wenn wir mitgehen, mit dem was sich im Moment zeigt. Dann fällt es einem sehr leicht dabei zu bleiben, die Aufmerksamkeit zu halten und ein Gefühl stellt sich ein, dass dieser Moment nie zu Ende gehen soll.
Diese mühelose, achtsame Haltung auch ins Alltagsleben zu übertragen und so viele Momente wie möglich im Jetzt genau wahrzunehmen hilft uns auch da unser Tun viel mehr zu genießen. Was begeistert dich? In welchen Momenten spürst du diese Freude, dieses Einssein mit deinem Tun, dieses mühelose Sein? Ich freue mich über deine Berichte.