Für mich ist jede Art von unterwegs sein im Wald, am Strand, neben Gewässern, ein übers Land ziehen mit dem Fahrrad oder zu Fuß in der Stadt eine Art Abenteuer – eine kleine oder auch etwas größere Entdeckungsreise und auch immer eine Reise zu mir selbst. In diesen trüben und für viele auch hektischen Tagen vor Weihnachten und kurz vor dem nächsten Lockdown erscheint einem vielleicht das Unterwegssein wie ein ferner, aber zur Zeit unerreichbarer Traum, weil wir es mit Urlaub oder Reisen verbinden. Wenn wir aber unsere eigene Stadt oder die nahe Umgebung genauer erkunden wollen, bieten sich unzählige wunderschöne Möglichkeiten trotzdem immer wieder das Unterwegssein zu genießen und daraus kleine Abenteuer zu machen und ein Auge zu entwickeln für das Schöne in unserer Umgebung, das uns Freude macht.
Auch wenn ich öfter dieselben Wanderwege beschreite, sehe ich dort immer wieder Neues und begeistere mich für die gelben und roten Blätter meiner Lieblingsbuche im Herbst oder die wechselnden Blumen am Wegesrand. Wenn wir achtsam sind und im Moment leben, können die gleichen Wege oder Waldstücke im Wechsel der Jahreszeiten völlig anders aussehen und auf uns wirken. Im Sommer ist alles tiefgrün, der Waldboden duftet mit starker Sonneneinstrahlung intensiv während im Herbst die bunten und kräftigen Farben dominieren und mich erfreuen. Auch das Tierleben erwacht im Frühling so richtig zum Leben – am Ameisenhaufen tummeln sich unzählige fleißige Tiere, Greifvögel ziehen ihre Kreise auf der Suche nach Beute und Rehe laufen blitzschnell davon, sobald sie mich bemerken. Der Winter besticht durch die Ruhe und viel mehr Sonnenlicht in Mischwäldern oder Laubwäldern, wodurch ich auf einmal am Waldboden auf die schönen Pilze, die umgestürzte Bäume zieren, aufmerksam werde.
Bewegung im Grünen – (m)ein Lebenselixier
Ich brauche zwar selten jemanden, der mich dazu anspornt nach draußen zu gehen, weil es mich immer in die Natur zieht und ich mich leidenschaftlich gerne bewege und Sport betreibe, trotzdem genieße ich gerade wieder eine Reihe von wirklich guten und inspirierenden Büchern, die genau das tun und die ich euch daher sehr ans Herz legen kann.
Es tut besonders in dieser so seltsamen und ungewöhnlichen Zeit, die wir gerade alle durchleben, so gut, zumindest von fernen Abenteuern und Ländern zu lesen, sich inspirieren zu lassen und die Freude auf diese Art zu spüren. Zum Glück sind ja die kleinen Abenteuer zu Hause auch jetzt möglich – genieße die Feiertage und die Urlaubszeit, um deine nähere Umgebung zu entdecken, alleine oder mit deinen Liebsten. Du hältst dich dadurch fit, stärkst dein Immunsystem, die Stimmung verbessert sich, dein Gehirn kommt zur Ruhe und ja, so scheinbar ganz nebenbei erlebst du Neues, baust Abwechslung in dein Leben ein und kommst gestärkt und mit roten, kalten Wangen zurück in die warme Stube und kannst dich auf einen heißen Tee oder ein warmes Bad freuen.
Inspirierende Bücher zum ‚Unterwegssein‘
Im letzten Jahr habe ich den britischen Abenteurer und Autor Alastair Humphreys für mich entdeckt und liebe sein Buch Microadventures – Local discoveries for great escapes. Er beschreibt hunderte Möglichkeiten wie du vor oder nach der Arbeit, am Wochenende oder im Urlaub Abenteuer im Freien mit und ohne Übernachtung, zu Fuß, am Fahrrad oder im Kanu in dein Leben einbauen kannst. Meine Familie und ich haben z.B. das ganze letzte Jahr über unter anderem immer neue Bezirke zu Fuß in Wien entdeckt. Wir betreten bewusst die kleinen Gassen, die Beserlparks, die weniger stark begangenen und belebten Gegenden und entdecken wunderschöne Gärten, Gebäude oder Verzierungen an Gebäuden, spüren den Flair unterschiedlicher Gegenden, halten inne und nehmen uns vor, sicher wieder irgendwann dorthin zurückzukehren. Es ist für uns alle bereichernd und geht natürlich einher mit dem Genuss von lokalen Köstlichkeiten, die uns dort und da begegnen.
Zwei weitere bemerkenswerte Bücher sind Wild – a journey from lost to found von Cheryl Strayed sowie The Salt Path oder auf Deutsch Der Salzpfad von Raynor Winn. Ersteres handelt von Cheryl, einer jungen Frau, die beschließt 1100 Meilen entlang des Pacific Crest Trails, der von Südkalifornien bis Kanada durchgehend über die Berge führt, alleine zu bewältigen. Sie beschreibt die herrlichen Augenblicke der Bergwelt genauso wie die Mühsal des Bergsteigens mit einem schweren Rucksack, die Entbehrungen, Überraschungen und Abenteuer in der Wildnis. Durch ihr Vorhaben lernt sie sich selbst viel besser kennen, überwindet verschiedenste Herausforderungen, findet zu sich und schafft es schließlich mit sehr traurigen Ereignissen aus ihrer Vergangenheit viel besser umzugehen.
The Salt Path berichtet von der Reise eines Ehepaars, das nach einer Reihe von gravierenden Schicksalsschlägen beschließt mit extrem wenig Geld und teils dürftiger Ausrüstung den 630 Meilen langen South West Coast Path in Großbrittanien zu wandern. Auch dieses Buch kann zu Tränen rühren und ist gleichzeitig sehr inspirierend, weil es zeigt, was alles möglich ist, auch angesichts gravierender Widerstände und vor allem wie sehr die Natur, das den Elementen ausgesetzt sein, das tägliche Gehen uns stärkt und die Kraft gibt verschiedenste Probleme zu bewältigen.
Wer es gerne philosophisch hat, dem empfehle ich Stephen Grahams wunderschönes Buch The gentle art of tramping oder auf Deutsch Die Kunst des stilvollen Wanderns – ein philsophischer Wegweiser. Obwohl das Buch im Jahr 1926 erstveröffentlicht wurde, ist es ein zeitloser Klassiker über die Philosophie und Kunst des Wanderns und Unterwegsseins, der uns heute wie damals die Besonderheiten, unvergesslichen Augenblicke und die Tücken des langen Gehens, Wanderns und Unterwegsseins aufzeigt.
Alle Bücher wecken Sehnsüchte in uns, inspirieren, lassen uns die Freiheit, die wir beim längeren Gehen empfinden, regelrecht spüren und machen große Lust aufs Hinausgehen. Also – worauf wartest du? 😊
Ich freue mich, wenn du mir von deinen eigenen Abenteuern und kleinen und größeren Entdeckungen in den nächsten Wochen berichtest.